Bericht vom Eissegelwochenende 2. – 3.2.2002 Die Geister, die ich rief…
Frühjahrsstürme und laue Lüfte ließen uns bereits in der letzten Woche ahnen, daß es mit der wunderbaren Eissegelsaison schon wieder vorbei sein könnte. Am Dienstag, 29.1. rief mich Krogo an und meinte in rauhem, aber herzlichem Ton:“ Sieh zu, daß Du Eis machst“. Kein Einwand geduldet. Gemeint war natürlich: alle Resourcen ausschöpfen, einen Rundruf starten und weltweit im Internet recherchieren, wo es noch gutes, besegelbares Eis gäbe. Die Nordflotte wollte auf jeden Fall noch ein Trainingswochenende einschieben, bevor es irgendwo, hoch im Norden – hinter den Bergen, eine WM mit 250 Startern und 1-2 Rennen pro Tag pro Flotte gibt. (Wo bleibt endlich der Beschluß mit der Meldebeschränkung)
Der Trendcheck ergab: Lipno. Diese Option versandete aber im Laufe der Woche. Schweden kristallisierte sich heraus. Eine Prognose, aus dem Internet, ein letzter Check wies nur Schweden mit besegelbarem Eis aus. Die Info´s, die ich erhalten konnte, erschienen ja bereits hier im Netz, will Euch also nicht weiter langweilen. Wer dem Ruf am Ende nicht gefolgt ist, der sollte sich gehörig in den allerwertesten beißen. OK, Auch Krogo und Henning wollten in Höhe Norköping noch umdrehen. Die Front, starke Südwest Winde und Regen folgten uns bis kurz vor dem Hjälmaren. Eine nervenzehrende Anreise. Treffpunkt: Hjälmaren kurz hinter Katrineholm. Sattelplatz direkt unter den Loren. „Baskets on the rope“ wie Ake Luks mir am Telefon sagte und wir rätselten eine ganze Weile, was er denn damit meinte…. Bei Ankunft in dunkler Nacht. (Krogo und Henning testeten noch, ob der Weg über Motala und Örebro irgendeinen Vorteil bringen würde) machten wir zunächst nur Schneematsch aus. Der „Sattelplatz“ war außerdem 600m Luftlinie vom Eis entfernt. Nach einem ausgiebigen Frühstück im Hobby zunächst also Schleppsport.
Die Wetterprognose von Ake stimmte dann auf den Punkt: Samstag: Wasser auf dem Eis, 9m/sec Wind, Sonntag: 6m/sec abnehmend und das Wasser verschwunden. So war es auch. Wir segelten am Samstag mit einigen Schweden (S-664, S-705, S-5, S-510 usw.) 15 (!) hervorragende Trainingsrennen á 2 Runden. Es wurde viel umgebaut, es wurde gefachsimpelt und es zeigten sich Trends. Ich probierte einen neuen PAUGER MAST aus und es lief ganz hervorragend. Man muß auch eine Alternative anbieten können. Harry Schultz, mein Beifahrer fand zunächst nicht den richtigen Trimm, er experimentierte noch mit den Doyle /Boston Segeln herum. Am Ende des Tages war er dann konstant vorne dabei, Krogo war zum Teil richtig schnell, hatte aber immer wieder Ausreden, warum er nicht auch erster im Ziel war. Henning (G-499) müßen wir noch etwas unterstützen, es würde ihm allerdings helfen, wenn auch sein Segelmacher dabei wäre oder stellvertretend zumindest doch den Gesellen schicken könnte. Zur Ehrenrettung der Schleswiger Büddelneier muß aber gesagt werden: Der Segeltausch mit dem WR von Shore Segel brachte bei ihm keine Verbesserung. Nach ausgiebigem Erfahrungsaustausch am Takelplatz, dem einen oder anderen Flens (Plopp!) ging es dann ab nach Eskilstuna in´s Statthotel zur Sauna, zum Essen und zum Schwof. Leider waren wir für letzteren schon etwas müde und wir quittierten um 23.00h den Dienst am Schwedenmädel.
Sonntagvormittag, wir hatten inzwischen den Sattelplatz gewechselt, nur noch 5 Schritte zum Eis, tolles Wetter, das Eis fast trocken, schwarz und sehr glatt mit wenigen rubbeligen, weißen Stellen, fand die Clubmeisterschaft des Black Ice Clubs aus Eskilstuna statt. Locker und unbürokratisch organisiert, wie wir es von den Regatten der Nordflotte gewohnt sind, kamen 16 Teilnehmer zusammen. Der Professor (S-5) ließ es sich nicht nehmen, als Starter zu fungieren oder auch einige Runden von der Außenposition her mitzusegeln, um hinterher seinen Leuten fachlichen Rat zu geben. Wir hatten ja Krogo dabei und als Schlichter, Henning, der einige ProFamilia Erfahrungen in der Partnertherapie besitzt. Die war auch gleich morgens, als es an´s aufriggen ging (wer fährt welchen Mast) gefragt. Hening schlichtete alles perfekt und wir fuhren als Freunde, so wie wir kamen. Das Tolle waren übrigens auch an diesem Wochenende wieder die internationalen Begegnungen, die wir natürlich ausreichend pflegten (siehe oben, Flens usw.) Man freut sich immer, wenn man Freunde trifft.
Die Clubmeisterschaft hatte es in sich. Gestartet wurde um 11.00h bei guten 6-7m/sec Wind, Das letzte, fünfte Rennen wurde bei 2m/sec gestartet und das Ziel wurde nur von 4 Seglern erreicht. Der Rest gab auf. Den eigentlichen Regattabericht wollte ich eigentlich mit Hilfe der Ergebnisliste zusammenbasteln: http://hem.passagen.se/blackiceboatclub/index.html. Leider haben die Schweden, jetzt, um 18.38h, die Liste noch nicht in´s Netz gestellt.. Es ist also eher peinlich, sich selbst hier hoch zu loben, aber es muß nun gesagt werden. Ich gewann das Proberennen über 2 Runden, mit dem auch die Startposition ausgesegelt wurde. (Vorher gab es Nummern). Ich gewann dann auch das erste Rennen unangefochten, dann lies der Wind nach und ich war mit meinem flachen Segel deutlich unterpowert. Es kam Harry´s (G-145) große Stunde und auch Krogo (G-749) hatte seine Momente. Ich fuhr selbst noch 2 dritte Plätze und einen schlechten füntten ein. Dann hatte ich die Schnauze voll. Baute für das letzte Rennen komplett um. Mast auf 92 cm, Segel (immer noch flach) brutal hoch, viel Rake und ab ging es in das spannendste Leichtwindrennen, daß ich bisher gesegelt hatte. Elmars, S-510 und ich hatten bereits an der Luvtonne einen deutlichen Vorsprung rausgearbeitet, Die Kiste fuhr. Henning, (G-499) war klar dritter und wir jagten uns bei langsamen 20-30 Std/h bis an die Ufergrenze, unter der ein ganz warmer Wind zu finden war. Elmars führte knapp bis zur letzten Vormwindstrecke. Da machte ich eiskalt den Bocki und glitt mit 3 Bootslängen vor ihm durch´s Ziel. Preisverteilung gleich noch am Eis. Harry Schultz wurde Clubmeister, ich bekam den Titel des Club-Vizemeisters und so schafften wir denn auch die Heimfahrt in genau 9 Stunden, weil ja 2 Meister an Bord des Hobby 600 waren. Zu schaffen machten uns etwas die trockenen Strassen, die laue Frühlingsluft, das Abendrot (mangelndes Abendbrot, jawoll!) und jede Menge Geröddel, welches wir für Bohni mitschleppen durften. (Bohni, hiermit spare ich mir eine e-mail, das Zeugs ist heil hier in Schleswig angekommen. Das Lagergeld bei SP Systems ist sehr moderat). Wer gerne wissen möchte, was „der Bocki“ ist, der zettelt hier bitte im Forum eine Diskussion an, sonst wird es in der nun langen eislosen Zeit bald langweilig.
Hier noch einige interne Neuigkeiten für die Nordflotte. Eben rief mich Erwin an. Der Elch ist geschlachtet. Regen und Tauwetter lassen das Schneeeis schnell runterschmelzen und ab Mittwoch sind –1 bis –5° Grad angesagt. Der alte Schwede behauptet, am Wochenende gibt es gute Bedingungen. Am Freitag mehr auf dieser Welle. Ich würde die 6 Stunden Fahrtzeit in Kauf nehmen um noch einmal hart zu trainieren. So wie es in unserer Flotte üblich ist.
Wer Tippfehler findet, der behält sie.
See you on the ice
Manfred
DN G-99
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